Vom geheimen Krankenhaus bis zu einer Stätte von europäischer Bedeutung
Die Geschichte und in hohem Maße auch der attraktive Standort trugen zum frühen Bewusstsein von der außerordentlichen Bedeutung des Partisanenkrankenhauses Franja für künftige Generationen bei. Nach dem Krieg wurde das Krankenhaus zur Kulturstätte und zum Symbol für den Kampf, die Humanität und den Heldenmut der Slowenen, die sich gemeinsam mit anderen Nationen dem Faschismus und Nazismus entgegensetzten. Zum ersten Mal wurde das Krankenhaus als Kulturstätte im Jahr 1952 geschützt, als der Bescheid über den Schutz auf den Vorschlag der Denkmalbehörde der Volksrepublik Slowenien vom damaligen Rat der Regierung der Volksrepublik Slowenien für das Bildungswesen und Kultur erlassen wurde. Danach konnte das Gebiet der Stätte nur in Begleitung des Verwalters betreten werden. Irgendeine Maßnahmen in Bezug auf Objekte durften nur auf der Grundlage einer im Voraus eingeholten Zustimmung der Denkmalbehörde der Volksrepublik Slowenien ausgeführt werden. Für die Kulturstätte nationaler Bedeutung wurde das Krankenhaus mit der Verordnung der Regierung der Republik Slowenien im Jahr 1999 erklärt. Bald darauf wurde eine Anregung für die Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes gegeben. Bislang ist Franja in diese Liste noch nicht aufgenommen worden, es befindet sich aber seit Juni 2000 auf der Probeliste. Wegen seines Symbolwertes und der wichtigen Rolle, die das Krankenhaus Franja in der Geschichte und Kultur Europas hatte, wurde Franja im Jahr 2015 das Europäische Kulturerbe-Siegel von der Europäischen Union verliehen.
Die Baracken aus Holz, die während des Kriegs als eine vorläufige Zuflucht aufgestellt wurden, mussten in den Jahrzehnten nach dem Krieg ständig renoviert werden, weil die Klimaverhältnisse in der Schlucht zum Verfall der Bestandteile aus Holz beitrugen und außerdem erlitten die Baracken auch verschiedene andere Beschädigungen. All dies machte eine kontinuierliche Fürsorge für die Erneuerung der Baracken und übriger Objekte erforderlich. Größere Erneuerungen fanden in den Jahren 1949, 1952, 1957, 1964, 1978–1980, 1989–1990 und 2009–2010 statt.
Im Weiteren finden Sie noch mehr Informationen über die einzelnen Meilensteine in der über 70-jährigen Geschichte der Stätte.
Das Partisanenkrankenhaus Franja wird zum Museum
Das Personal verließ das Krankenhaus am 5. Mai 1945. Nach einigen Quellen sollten einige Mitglieder des Personals noch weiterhin für die Sicherheit des Krankenhauses sorgen, sie blieben aber in der Schlucht nicht. Deswegen wurde im Mai 1945 aus dem zentralen Militärkrankenhaus Franja in Gorica an Janez Peternelj, dem Herrn des Bauernhofs, der während des Kriegs als Meldepunkt diente, ein Schreiben geschickt, mit dem er gebeten wurde, die Sorge für den Stützpunkt zu übernehmen. Als er zum Verwalter des Krankenhauses wurde, erhielt er auch das Gewehr. Er kontrollierte jeden Tag den Zustand in der Schlucht und begleitete die Besucher. Im Juli 1945 wurde er durch Nikola Radojčić, ehemaliges Mitglied des Personals, abgelöst. Am 7. Juli 1945 wurde auch das erste Erinnerungsbuch für die Besucher angelegt. Die Feierlichkeit bei offizieller Eröffnung, an der auch die ehemalige Verwalterin Dr. Franja Bojc Bidovec eine Festansprache hielt, fand am 19. Mai 1946 neben dem Gasthaus in Log, dem ehemaligen Meldepunkt des Krankenhauses, statt. Die Besucher begaben sich dann auf dem vollkommen authentischen Weg, damals noch ohne Sicherheitsgeländer, in die Schlucht. Verwaltungsmäßig gehörte das Krankenhaus damals zum Sanitätssektor der Kommandantur des Militärbereichs von Vipava. Als Verwalter des Krankenhauses waren noch zwei Einheimischen, Štefan Prezelj (1946–1947) und Ernest Čufar (April 1947–1951), tätig, bevor diese verantwortungsvolle Aufgabe im August 1951 für einen langen Zeitraum ebenso ein Einheimischer, Franc Bevk, der Herr des Čerins Bauernhofes in der unmittelbaren Nähe des Krankenhauses, übernahm.
Winter 1952
Das Jahr 1952 wurde in Slowenien durch starke Schneefälle geprägt. Mancherorts gab es fast zwei Meter Schnee. Das Gebiet von Cerkno, das für eine eher schneearme Region gilt, bekam in jenem Winter eine 1,65 m dicke Schneedecke. Auch im Krankenhaus Franja verursache der Schnee große Schwierigkeiten, worüber der damalige Verwalter Franc Bevk mehrmals nach Ljubljana berichtete. Wegen der heftigen Schneefälle (es schneite am 27. Januar, am 1. und 2. Februar) und der zahlreichen Lawinen war die Schlucht vollkommen unter dem Schnee begraben. Die Baracken waren bis oben zugeschneit. Der Vertreter der Denkmalbehörde, Milan Kolar, besuchte Franja am 6. März 1952. Seinem Bericht ist zu entnehmen, dass die Röntgen-Baracke, die Zugbrücke und noch einige andere Brücken abgerissen wurden, die Baracke Nr. 1 und das Invalidenheim aber stark bedroht. Die Mittel für die Renovierung, die vom 16. Juni bis 1. Juli 1952 dauerte, bekam die Denkmalbehörde vom Volksausschuss der Gemeinde Tolmin. Renoviert wurden die Röntgen-Baracke und das Invalidenheim, das Tischlerunternehmen ‘‘Krajevno mizarsko podjetje Cerkno‘‘ erledigte aber auch einige anderen Arbeiten.
Ein Fels im Operationsraum
Nach jahrelangen Schwierigkeiten mit Verwaltern und mit der Sicherstellung der Finanzmittel für die Renovierung von Baracken wurden im Mai 1957 umfangreichere Renovierungsarbeiten ausgeführt. Am 13. September 1957 wurde das Krankenhaus von einer Steinlawine betroffen. Der Felssturz von der Bergflanke von Mali Njivč und diesem folgende Lawine beschädigten 6 Baracken: Invalidenheim, Wäscherei und Badezimmer, Baracke für Personal, Lager, Baracke für Verwundete und Operationsbaracke. Es wurden Dächer abgerissen sowie Fußböden, teilewiese Wände, einige Fenster und Türen und Einrichtung zerstört. Der Fels, der auf das Dach der Operationsbaracke fiel, landete auf dem Operationstisch und zerstörte ihn vollkommen. Dieser Havarie folgten Renovierungsarbeiten, die bis Mitte Oktober abgeschlossen wurden. Um solche Katastrophen künftig zu verhindern, wurde bis zum Jahr 1959 die steile Bergflanke mit hängenden Palisadennetzen versehen, die nach der Lawine im Jahr 1989 wieder erneuert wurden und das Krankenhaus noch heute schützen.
Unter die Fittiche des Stadtmuseums Idrija
Auf der Grundlage der Gemeindeverordnung der Gemeinde Idrija vom 24. Dezember 1962 übernahm im Jahr 1963 die Sorge für Franja das Stadtmuseum Idrija, die diese Verpflichtung noch heute (2019) erfüllt. Im Jahr 2013 verlieh die Gemeinde Cerkno dem Museum für seine vorbildliche Verwaltung des Partisanenkrankenhauses Franja im Zeitraum von einem halben Jahrhundert die Auszeichnung ‘‘Bevkovo priznanje‘‘ – die höchste Auszeichnung der Gemeinde Cerkno. Bei der Ausführung seiner diesbezüglichen Aufgaben arbeitet das Museum mit verschiedenen spezialisierten Stellen, insbesondere mit der Bereichseinheit der Denkmalbehörde ZVKDS Nova Gorica sowie mit dem Restaurierungszentrum (Restavratorski Center) zusammen.
Millionster Besucher
In allen Nachkriegsjahren stand das Krankenhaus den Besuchern aus aller Welt zur Besichtigung zur Verfügung. Die Anzahl der Besucher war in den 70er und 80er Jahren am höchsten, eine Rekordanzahl wurde im Jahr 1977 erreicht, als das Krankenhaus in der Schlucht von über 47.000 Besuchern besichtigt wurde. Seine millionste Besucherin erwartete das Krankenhaus Franja am 5. Oktober 1986. Das Stadtmuseum Idrija veranstaltete bei dieser Gelegenheit eine Feierlichkeit, der rund 1.000 Menschen beiwohnten. In der Vergangenheit wurde das Krankenhaus regelmäßig auch von den ehemaligen Mitgliedern des Personals und von Verwundeten besucht, in einer größeren Anzahl zuletzt nach der Renovierung im Jahr 2010. Bis zum Ende des Jahres 2018 betrug die Anzahl der Besucher sogar mehr als 1.630.000. Ungefähr ein Drittel davon war aus dem Ausland.
Mit den LKWs nach Franja
Am 8. Januar 1989 verschüttete der Felssturz von der Bergflanke von Veliki Njivč den Zugangsweg und die bildschönen Wasserfälle beim Eingang in die Schlucht und beschädigte auch einige Baracken. Es donnerte rund 8.000 m3 Schutt und Felsen in die Schlucht nieder und noch einige weitere tausend m3 beim präventiven Minieren. Mit spezieller Mechanisierung und nicht zuletzt mit der Hilfe der Natur selbst, wurden aus der Schlucht rund 30.000 m3 Materialien entfernt. Über die Größenordnung dieser Katastrophe zeugen Dokumentationsfotos mit LKWs, die den Schutt und die Felsen aus der Schlucht wegführen: auch bis zu sechs LKWs des Unternehmens Zidgrad zugleich führten das Material aus der Schlucht Pasice auf die Baustelle der Produktionshalle des Unternehmens ETA in Cerkno und auf die Baustelle des Geschäfts-/Wohnungszentrum in Spodnja Idrija. Eine Szene, die heute schwer vorstellbar ist. In das Renovierungsprojekt wurde eine größere Anzahl von Fachleuten für anderthalb Jahre eingebunden. Das Projekt wurde aktiv begleitet und mit Spenden sowohl von der inländischen Öffentlichkeit als auch von der Öffentlichkeit in den Nachbarländern unterstützt. Im August 1989 wurden die durch die Bergrutsch und durch das Minieren beschädigten Baracken renoviert, und zwar die Baracke für Verwundete mit dem Bunker, Isolierbaracke, Operationszimmer, Röntgen, Ärztezimmer, Toilette und Kiosk. Die Arbeiten wurden vom Team des Stadtmuseums Idrija unter der Leitung von Jože Gantar ausgeführt. Das Team bestand aus Roman Obid, Slavko Kunc und Marjan Vidali. Das renovierte Krankenhaus wurde im Juni 1990 eröffnet.
Mehr: Samo Bevk, Franja: muzej človeške plemenitosti, Sanacije Partizanske bolnice Franja v letih 1989–1990, Mestni muzej Idrija, 1999. (Samo Bevk, Franja: Das Museum menschlicher Edelmut, Sanierungen des Partisanenkrankenhauses Franja in den Jahren 1989–1990, Stadtmuseum Idrija, 1999).
Das Krankenhaus Franja gibt es nicht mehr
Die Schlagzeilen, wie z. B. „Das Krankenhaus Franja gibt es nicht mehr“, „Das Krankenhaus Franja zerstört“, herrschten in den Tagen nach dem 18. September 2007 auf den Titelseiten slowenischer Medien. Das Hochwasser, von dem an diesem Tag das Gebiet des Gebirgszugs Škofjeloško-Cerkljansko pogorje betroffen wurde, hatte Verlust von sechs Menschenleben und materiellen Schaden in Höhe von mehreren Millionen zur Folge. In der Schlucht Pasice stieg der Bach Čerinščica an, der außer zwei Baracken alles, was sich auf seinem Weg befand, zerstörte und wegspülte. Die Regierung der Republik Slowenien erklärte sich bereits an dem nächsten Tag dazu bereit, die Stätte zu renovieren. Im Weiteren wurde in der Übereinstimmung mit den Fachleuten die Entscheidung über eine vollkommene Rekonstruktion getroffen. Bis Ende Oktober 2007 wurde die Interventionsphase abgeschlossen, in der die Schlucht gereinigt wurde. Danach begann die Vorbereitung der Projekte für die Erneuerung der Objekte und für die Sanierung des Umlandes der Schlucht. Bei allen diesen Aktivitäten wurde auch die Dokumentation sehr hilfreich, für welche bereits vor der Katastrophe vom Stadtmuseum Idrija (Architekturpläne der Baracken, geologische Forschungen des Geländes, Projekte für die Sanierung der Ufer, Dokumentation der Museumsgegenstände) gesorgt wurde. In die Erneuerung wurden verschiedene Fachleute eingebunden, gewährt wurde aber auch die Unterstützung der Öffentlichkeit. Von über 1.100 Spendern kamen die Mittel, mit denen das Museum für bewegliches Kulturerbe der Stätte sorgte.
Mehr über die Erneuerung in der Sonderausgabe der Zeitschrift Idrijski razgledi Nr. 2/2012.
Franja wieder eröffnet
Die Rekonstruktion der Baracken in der Schlucht fand vom Monat August bis Dezember 2009 statt. Gleichzeitig befasste man sich im Museum mit dem beweglichen Kulturerbe, das durch das Hochwasser zum großen Teil vernichtet wurde. Für jede von den Baracken wurde ein Elaborat mit der Analyse des Standes vor der Katastrophe und mit dem Entwurf des künftigen Aufbaus erstellt. Auf der Grundlage der bestehenden Museumsdokumentation wurden Kopien der hölzernen und metallenen Gegenstände, wie z. B. Tische, Bänke, Stuhle, Schränke, Etagenbetten, Kochherde, Öfen, Waschbecken u. a., gefertigt. Die übrigen Ersatzgegenstände, wie Sanitäts- und medizinische Gegenstände, Geschirr, Leuchtkörper usw., stellten entweder Schenkungen der einzelnen Personen dar oder wurden sie anderswie erworben. Die Baracken wurden erst kurz vor der Eröffnung vollkommen ausgestattet. Gesorgt wurde auch für die Informationstafeln entlang des Weges und in den Baracken selbst, so dass die Besucher auch die Abschnitte aus den Erinnerungen der ehemaligen Verwundeten und der Mitglieder des Personals lesen können. Das erneuerte Krankenhaus wurde am 22. Mai 2010 von der Kulturministerin Majda Širca eröffnet und bereits am ersten Tag konnten über 1.000 Besucher gezählt werden.
Franja erhielt das Europäische Kulturerbe-Siegel
Das Europäische Kulturerbe-Siegel, eingeführt im Jahr 2011 auf der Grundlage des Beschlusses des Europäischen Parlaments, ist eine Maßnahme, die auf der zwischenstaatlichen Initiative aus dem Jahr 2006 basiert. Durch diese Maßnahme wird der Symbolwert der Kulturerbestätten betont, die in der Geschichte und in der Kultur Europas und/oder bei der Gründung der Europäischen Union eine wichtige Rolle spielten und es wird für ihre bessere Wiedererkennung gesorgt.
Im Jahr 2014 unterbreitete das Kulturministerium der Republik Slowenien der Europäischen Kommission auf der Grundlage der erwähnen Maßnahme der EU Anmeldungselaborate für vier Kulturerbestätte des Staates, doch wurde im Prozess der Schätzung und Bewertung nur das Partisanenkrankenhaus Franja erfolgreich. Neben dem Krankenhaus Franja erhielten an der feierlichen Veranstaltung, die am 15. April 2015 in Brüssel stattfand, das Siegel noch 15 Kulturerbestätte aus Polen, Deutschland, Griechenland, Frankreich, Ungarn, Portugal, Spanien, Italien und Litauen. An der Verleihung nahmen Ivana Leskovec, Direktorin des Stadtmuseums Idrija und Milojka Magajne, die für die Sammlung Partisanenkrankenhaus Franja zuständige Kustosin, teil. Drei Tage später fand am Welttag der Denkmäler und der Kulturerbestätten im Krankenhaus Franja eine Feierlichkeit anlässlich der Entdeckung des erhaltenen Siegels statt. Neben der Kulturministerin Julijana Bizjak Mlakar nahmen an der Feierlichkeit auch zahlreiche Mitarbeiter teil, die in der Vergangenheit bei der Erhaltung, Renovierung und Verwaltung dieser Kulturerbestätte mitwirkten, des Weiteren die Vertreter des Kulturministeriums der Republik Slowenien und der Denkmalbehörde (ZVKDS) sowie die Vertreter der Medien und breitere Öffentlichkeit.